Neues Heft „Das Waldviertel“ (1/2023) über römische Wachtürme, den heiligen Felix, den Maler Paul Troger und die jüdische Familie Biegler

Systematisch untersuchte Harald Lehenbauer schriftliche Quellen nach Hinweisen auf künstliche Erdwerke oder Befestigungen aus der Römerzeit in der Wachau. Er konnte schließlich ein komplexes Signalsystem an Wachtürmen ausmachen. Ein Turm war so positioniert, dass er möglichst viele andere Türme in Sichtweite hatte. Schwierige Geländepassagen wurden mittels eines Relaissystems verbunden, in welchem einzelne Türme keinen direkten Sichtkontaktzum Nachbarturm hatten.

1973 entdeckte Hermann Maurer bei einer Begehung in Pleissing eine seltsame Geländeform. Er erkannte, dass dieses Objekt nicht natürlichen Ursprungs sein konnte. Aber ohne Grabungen konnte er nur mutmaßen: es dürfte sich um eine Abschnittsbefestigung gehandelt haben. Vielleicht können aber neue technische Möglichkeiten zur Klärung beitragen.

„Schlechte Aussichten für den heiligen Felix in Kattau!“ So trist zeichnet Wolfgang Krisch das Bild über den Erhaltungszustand des denkmalgeschützen Bildstocks aus der Barockzeit. Da dieser eben keinen wirtschaftlichen Ertrag bringen kann, ist er dem Verfall preigegeben.

Im Zeitraum von 1732 bis 1754 schuf der Südtiroler Barockmaler Paul Troger im Auftrag des Zisterzienserstiftes Zwettl zahlreiche Werke, die in unterschiedlichster Weise in den Quellen des Stiftsarchivs dokumentiert sind. Andreas Gamerith konnte im Stiftsarchiv neue Dokumente finden, die den Blick auf die künstlerische Arbeit eines der großen Meister der mitteleuropäischen Baockmalerei erweitern. 

Markus Holzweber geht einem „Cold case“ auf die Spur. Lange hielt sich das Gerücht, dass der Tod von Karl Maier aus Albrechts vor rund 100 Jahren ein Wilderermord gewesen sein soll. Recherchen in damaligen Zeitungen belegen, dass es sich dabei allerdings um einen leichtsinnigen Unfall gehandelt hat.

Friedrich Polleroß widmet sich der jüdischen Familie Biegler in Neupölla. Diese lässt sich an ihrem Ursprungsort in der Nähe bei Temelin bis in das 17. Jahrhundert zurückverfolgen. Wanderungsbewegungen von Prag nach Wien bzw. von Böhmen und Mähren ins Waldviertel entsprachen dem damaligen Trend. Polleroß skizziert die weitere Familiengeschichte der Familie Biegler, die in Neupölla von 1860 bis 1938 über drei Generationen eine Greißlerei betrieben hat.

In den Mitteilungen des WHB wird Hanns Haas zum 80. Geburtstag gratuliert. Nachrufe gedenken Burghard Gaspar und Friedrich Berg. Waldviertler Kulturberichte ergänzen das 128 Seiten starke Heft (1/2023). Ein Heft der Zeitschrift „Das Waldviertel“ kostet 8 Euro. Ein Bezug ist über die Website www.daswaldviertel.at möglich.

Neues Waldviertel-Heft (4/2022) mit einem Leitartikel zu Überresten von Burgen

Stefan Strutz begibt sich auf die Spuren von Burgresten im Waldviertel. Er behandelt dabei Örtlichkeiten, die auf Grund des Erscheinungsbildes mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit einmal ein Standort einer Burganlage waren. Im Bezirk Horn beschreibt er etwa den Steinhäuslgraben bei Theras, in Waidhofen die Flur Hackelstein, in Zwettl die Ortschaft Loschberg oder in Krems den Klausenhof. So zeigt Strutz, dass in der heutigen Landschaft immer noch Zeugnisse früherer Bauten zu finden sind, die damals strategischen oder militären Ansprüchen dienlich waren.

Karl A. Immervoll widmet sich dem jüdischen Erbe von Heidenreichstein. Er beschäftigt sich etwa mit dem Aufstieg der Strumpffabrik Honig, in der die ersten Naht-Seidenstrümpfe Österreichs erzeugt wurden. Mehr als 1000 Beschäftigte hatte vor dem Ersten Weltkrieg die Firma Eisert, die Metallwaren produzierte. Immervoll zeigt aber auch, dass die damaligen Fabriksherren den sozialen Wohnbau gefördert haben und Wohnungen für die Beschäftigten errichtet haben.

Der Berufsgenealoge Felix Gundacker beschäftigt sich erneut mit dem Arbesbacher Strafprotokoll aus den Jahren 1675 bis 1761. Dieses Protokoll beinhaltet die niedere Gerichtsbarkeit und bringt viele interessante Details aus vergangenen Tagen zutage. Gundacker weist im Besonderen auf die damals enorm hohen Strafen – mit zum Teil existentiellen Folgen – für Hehlerei, Ehebruch oder Verstöße gegen die Herrschaft hin. Um die Strafe eines Ehebruches hätte man sich um das Jahr 1700 bereits ein Lehen kaufen können.

Der Gründer und Leiter des „Ersten österreichischen Museums für Alltagsgeschichte“, Friedrich Polleroß, bietet anlässlich des 25-jährigen Jubiläums einen Rückblick auf die Geschichte des Museums. Anlässlich der 700-Jahr-Feier wurde in Neupölla ein „Kulturhof“ und ein Museum eröffnet. Das Museum bemüht sich seit der Grüdung um eine Ergänzung der Objekte und schriftlichen Quellen durch Filminterviews und deren Veröffentlichung in Form von DVDs.

Gerhard Dafert widmet sich der Frage, seit wann es den Namen Eggenburg gibt. Die ältesten Nennungen finden sich als „Egenburc“ bzw. „Egenburch“ im sogenannten Traditionsbuch des Stiftes Klosterneuburg. Somit bleibt als Resümee, dass vor rund 900 Jahren der Name erstmals in schriftlichen Zeugnissen verwendet wurde.

Waldviertler Kulturberichte, ein Leserservice und die Mitteilungen des WHB ergänzen das 120 Seiten starke Heft (4/2022).

Der 71. Jahrgang der Zeitschrift „Das Waldviertel“ umfasst vier Ausgaben mit insgesamt 448 Seiten. Für all jene, die den Jahrgang 2022 noch nicht im Bücherregal stehen haben, hat der Waldviertler Heimatbund ein besonderes Angebot: Allen Neumitgliedern für das Jahr 2023 erhalten kostenlos den gesamten Jahrgang 2022 (4 Hefte) als Willkommensgeschenk!

Ein Heft der Zeitschrift „Das Waldviertel“ kostet 8 Euro. Ein Bezug ist über die Website www.daswaldviertel.at möglich.

Heft 1 der Zeitschrift „Das Waldviertel“ mit Beiträgen zu Wirtschaft und Arbeit erschienen

Für das erste Heft der Zeitschrift „Das Waldviertel“ im Jahr 2021 finden sich Beiträge, die man unter dem Rahmenbegriff „Wirtschaft und Arbeit – damals und heute“ zusammenfassen kann.

Martin Heintel, Markus Speringer und Judith Schnelzer haben bereits im Heft 4/2020 einen ersten Beitrag zum Thema „Die demographischen Prozesse und Strukturen der Leaderregion Südliches Waldviertel-Nibelungengau“ beigetragen. Es folgt nun eine Analyse der Wirtschafts- und Arbeitsmarktsituation in der Leaderregion. Für die 33 Gemeinden wird die Anzahl, die Qualifikation und der Status der Erwerbsbevölkerung erhoben. In weiterer Folge werden Einblicke in das Pendelverhalten, die Betriebsstruktur sowie in das Einkommens- und Preisniveau gegeben.

Wirtschaftsbeziehungen sind von Verbindungen abhängig. Der Weitrarer Historiker Wolfgang Katzenschlager begibt sich daher auf die Suche nach einer alten Fernstraße nach Böhmen. Er weist nach, dass diese Straße erst im 20. Jahrhundert an Bedeutung verloren hatte und nur mehr als Verbindung einiger Dörfer in der Umgebung von Weitra dient.

Anton Distelberger beschäftigt sich mit dem Leben und dem Wirken der beiden Dorfschullehrer Ferdinand Chaloupek und Wilhelm Szabo. Chaloupek, der in Gmünd aufgewachsen ist, unterrichtete in mehreren Schulen in Niederösterreich und wurde 1950 zum Direktor an der Hauptschule in Krems berufen. Von 1959 bis 1966 gehörte er für die SPÖ dem Nationalrat an. Wilhelm Szabo wuchs in Lichtenau auf und kam im Jahr 1922 er nach Siebenlinden als Lehrer. In seinen Erinnerungen berichtete er über die tristen wirtschaftlichen Verhältnisse: Die örtlichen Wirte weigerten sich, den jungen Lehrer in Kost zu nehmen und schlugen vor, dass er sich bei den Bauern verköstigen möge: „Wie der Mann aus der Fabel, der sich durch einen Hirsebrei frißt, aß ich mich durch die vier Dutzend Gehöfte, in der Reihenfolge der Hausnummern und nach der Einkehr im letzten wieder von vorne beginnend.“ (S. 47)

Zu einer Dynastie von Glasmachern forscht Ondrej Šály. Auch sein Name steht in Bezug zu dem in der Topographia Windhagiana im Jahr 1656 erwähnten Namen „Schally“. Der Nachname kommt in den Archivalien in vielen Variationen vor: als Schalli, Scha̋lly, Schaly, Schali, Shälly, Schaily, Saly, Šály. Dadurch werden aber auch grenzübergreifende Verbindungslinien (von Österreich in die Slowakei) deutlich, die der Autor hier nachzeichnet.  

Mit einer weiteren Lehrerpersönlichkeit beschäftigt sich Renate Seebauer. Karl Süß war ab etwa 1891 Lehrer (später auch Direktor) in Reinprechtspölla und er war wohl der erste, der heimatkundliche Sagensammlungen aus dem Horner Raum publizierte.

Waldviertler Kulturberichte, ein Leserservice und die Mitteilungen des WHB ergänzen das 112 Seiten starke Heft (1/2021).

Ein Heft der Zeitschrift „Das Waldviertel“ kostet 8 Euro. Ein Bezug ist über die Website www.daswaldviertel.at möglich.

Vor 100 Jahren im Waldviertel

Das „9“er Jahr nähert sich dem Ende, es lag daher nahe, sich mit diesem Jubiläum in der Zeitschrift „Das Waldviertel“ zu beschäftigen. Am Beispiel von Waldviertler Pfarrchroniken zeige ich, dass sich diese auf zwei große Themenbereiche konzentriert haben. Einerseits wurde die wirtschaftliche Notlage erwähnt, die auch im Zusammenhang mit der kriegsbedingten „Verrohung“ und einem religiösen und moralischen „Verfall“ gesehen wurde. Auf der politischen Ebene sorgten die sozialdemokratischen Gewinne bei den Wahlen des Jahres 1919 für große Irritation unter den geistlichen Schreibern.

Seiten aus 3831_Waldviertel Kern 4-19

Die übrigen Beiträge widmen sich etwa den Sgrafitti am Gebäude des Horner Bezirksgerichts, den Texten Josef Haslingers und Robert Menasses, Themen wie  „Flurgrenzen, Schluchtenreißen, Hetzjagd“, einer Menschendarstellung auf einer Schale der Stichbandkeramik vor und dem ersten Sparkassen-Museum, das sich in Groß-Siegharts befindet. Waldviertler Kulturberichte, Buchbesprechungen und Mitteilungen des WHB ergänzen das 88 Seiten starke Heft Nr. 4, das als letzte Ausgabe des Jahres 2019 erschienen ist. Der Jahrgang 2019 umfasste 412 Seiten. Ein Einzelheft der Zeitschrift „Das Waldviertel“ kostet 8 Euro, das Jahresabonnement (inkl. Porto & Verpackung) 27 Euro.

titelbild_waldviertel_4-2019_Seite_1

Neuerscheinungen in der landeskundlichen Forschung in Niederösterreich

Das neue Jahrbuch des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich (Bd. 84/2018) ist erschienen und mit 13 Beiträgen, 7 Forumsbeiträgen und 30 Buchbesprechungen auf insgesamt 532 Seiten überaus umfangreich ausgefallen.
Die Beiträge umfassen dabei ein breites Spektrum vom Mittelalter bis in die jüngste Vergangenheit. Weitere Infos auf der neuen Website.

Ebenso ist die neue Ausgabe der Zeitschrift Das Waldviertel (2/2019) erschienen. Mit der Baugeschichte der Pfarrkirche zum Heiligen Martin in Sallingstadt beschäftigen sich Oliver Fries und Ronald Kurt Salzer. Die Kirche ist eine der vielen Chor- bzw. Ostturmkirchen des nordwestlichen Waldviertels.

Mit „Ein Besuch in Großwolfgers“ betitelt Anton Distelberger seine biographischen Notizen über den Verleger Richard Pils. Mit seinem in Großwolfgers angesiedelten Verlag produziert er nicht nur Bücher, sondern bringt durch viele Veranstaltungen (z.B. auf der Burg Raabs) Autoren, Künstler und Leser zusammen. Übrigens: 2019 feiert der Verlag „Bibliothek der Provinz“ sein 30-jähriges Bestehen.

Hans J. Wulff begibt sich in die Wachau und widmet sich dem „Mariandl-Lied“. Er zeigt, wie ein Filmlied auch eine identitätsstiftende Funktion bekam. Eine Vielzahl an Filmen hat dazu beigetragen, die Wachau in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg als Urlaubs- und Freizeitregion zu bewerben.

Clemens Hopf verfasste seine 2017 an der Universität Wien abgegebene Masterarbeit über die Herren von Nürnberg-Raabs. Die Burggrafen von Nürnberg bzw. Edle von Raabs stellten die Forschung vor einige Schwierigkeiten, was Verwandtschafts- und Abstammungsverhältnisse betrifft. Mit Konrad II. erreichten die Nürnberg-Raabser in der Zeit ab 1160 einen Höhepunkt und mit seinem Tod in der Zeit nach 1190 auch das Ende.

2019 wird auch 100 Jahre Frauenwahlreicht in Österreich gefeiert. Erich Rabl widmet sich dem Thema in Bezug auf die Stadt Horn und zeigt, dass mit Maria Kohut erst 1929 die erste Frau in den Horner Gemeinderat eingezogen ist.

Informationen: www.daswaldviertel.at

Freude des Tages

Die vom Herzkönig geschriebene Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Bruderndorf zum 90-jährigen Jubiläum, die im Mai vorgestellt wurde, ist bereits im November nicht mehr in der Printversion erhältlich und „nur“ mehr als Online-Version verfügbar: https://www.ff-bruderndorf.at/geschichte/festschrift-zum-jubiläum/

Die erste „vergriffene“ Publikation… das muss gefeiert werden!

90-Jahre-FF-Bruderndorf-small_Seite_01

 

Wie wird etwas historisch?

Im Arkadenhof der Universität Wien hielt der Herzkönig an einem Wandverschlag inne. Das was er dort erblickte, war offenbar eine Aussparung für ein Fenster oder jedenfalls eine Öffnung. Allerdings wurde er gleich eines besseren belehrt, denn einem Hinweisschild war zu entnehmen, dass hier ein neuer Eingang entstehen würde. Dieser so die Information, werde auch gleich historisch sein. Wie etwas neu zu bauendes gleich zu einem solch ehrwürdigem Prädikat kommt, ist ein Rätsel. Vermutlich werden Historiker für die Bauarbeiten herangezogen. Der Herzkönig – ohnehin auch mit historischer Vergangenheit und Ausbildung – würde sich sofort ehrenamtlich als Polier zur Verfügung stellen. Ein von ihm erbautes Gebäude wäre nur bauausführenden Polier von einem von den Hunnen zerstörten Objekt zu unterscheiden.

Relikte aus der Vergangenheit, die man sehr wohl als historische bezeichnen könnte, sind dem Herzkönig bei einem Besuch im Wiener Stadtteil Süßenbrunn aufgefallen (bei der Gelegenheit ein schöner Gruß an die Verwandtschaft!).

Zum einen soll der Öffentlichkeit ein innovativer Postkasten nicht vorenthalten werden, der aus einer Zeit stammte, als Plastiksackerl noch hochgehalten wurden, also mit Sicherheit aus dem vergangenen Jahrhundert.

Dann sei auf ein umweltfreundliches Unikat hingewiesen, das wohl auch als historisch bezeichnet werden kann. Ob es eine Klingel aus römischer Zeit oder eine germanische Alarmanlage ist, lies sich nicht auf den ersten Blick verifizieren, dies bleibt berufeneren Personen überlassen.

Offenbar scheint es notwendig, eine unabhängige Historikerkommission einzusetzen, die die bestehenden Objekte sichtet bzw. einordnet sowie die neu geplanten auf ihre zukünftige historische Bedeutung untersucht.

Es wird daher auch ein herzkönigliches Prüfsiegel geben, um dem offensichtlichen Wildwuchs einen Riegel vorzuschieben. Vorschläge für Gegenstände, Bauvorhaben und dergleichen mehr, die das Prädikat „historisch“ erwerben möchten, mögen an die herzkönigliche Amtskanzlei gerichtet werden (jessasnablog@gmail.com). Die Verleihung findet an einem noch zu bestimmenden (aber mit Sicherheit „historischen“) Tag statt.