Wie wird etwas historisch?

Im Arkadenhof der Universität Wien hielt der Herzkönig an einem Wandverschlag inne. Das was er dort erblickte, war offenbar eine Aussparung für ein Fenster oder jedenfalls eine Öffnung. Allerdings wurde er gleich eines besseren belehrt, denn einem Hinweisschild war zu entnehmen, dass hier ein neuer Eingang entstehen würde. Dieser so die Information, werde auch gleich historisch sein. Wie etwas neu zu bauendes gleich zu einem solch ehrwürdigem Prädikat kommt, ist ein Rätsel. Vermutlich werden Historiker für die Bauarbeiten herangezogen. Der Herzkönig – ohnehin auch mit historischer Vergangenheit und Ausbildung – würde sich sofort ehrenamtlich als Polier zur Verfügung stellen. Ein von ihm erbautes Gebäude wäre nur bauausführenden Polier von einem von den Hunnen zerstörten Objekt zu unterscheiden.

Relikte aus der Vergangenheit, die man sehr wohl als historische bezeichnen könnte, sind dem Herzkönig bei einem Besuch im Wiener Stadtteil Süßenbrunn aufgefallen (bei der Gelegenheit ein schöner Gruß an die Verwandtschaft!).

Zum einen soll der Öffentlichkeit ein innovativer Postkasten nicht vorenthalten werden, der aus einer Zeit stammte, als Plastiksackerl noch hochgehalten wurden, also mit Sicherheit aus dem vergangenen Jahrhundert.

Dann sei auf ein umweltfreundliches Unikat hingewiesen, das wohl auch als historisch bezeichnet werden kann. Ob es eine Klingel aus römischer Zeit oder eine germanische Alarmanlage ist, lies sich nicht auf den ersten Blick verifizieren, dies bleibt berufeneren Personen überlassen.

Offenbar scheint es notwendig, eine unabhängige Historikerkommission einzusetzen, die die bestehenden Objekte sichtet bzw. einordnet sowie die neu geplanten auf ihre zukünftige historische Bedeutung untersucht.

Es wird daher auch ein herzkönigliches Prüfsiegel geben, um dem offensichtlichen Wildwuchs einen Riegel vorzuschieben. Vorschläge für Gegenstände, Bauvorhaben und dergleichen mehr, die das Prädikat „historisch“ erwerben möchten, mögen an die herzkönigliche Amtskanzlei gerichtet werden (jessasnablog@gmail.com). Die Verleihung findet an einem noch zu bestimmenden (aber mit Sicherheit „historischen“) Tag statt.

 

Ein Denkmal für die ganz ganz schlimmen Schüler?

Heute begab sich der Herzkönig wieder einmal auf Reisen und verließ für einen Nachmittag die Haupt- und Residenzstadt Wien. Wohlwissend ließ er auch den königlichen Fuhrpark in der Garage und nahm stattdessen inkognito die öffentlichen Verkehrsmittel und die Bahn. Der Grund der Reise ist eigentlich nicht nennenswert, der Vollständigkeit und des Eigenlobes halber sei angemerkt, dass der Herzkönig in den Ausschuss des Vereins für Landeskunde von NÖ gewählt wurde. Dieser 1864 gegründete Verein ist eine der ältesten wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs. Aber das nur nebenbei.

Jedenfalls hat das Bahnfahren einen Vor- und einen Nachteil. Der Vorteil: man hat Zeit zum Lesen oder fürs in die Luft schauen. Der Nachteil: man kommt entweder viel zu früh an, oder gerade pünktlich was dann meistens wieder zu spät ist (weil halt die Bahnverbindungen bislang noch nicht mit den herzköniglichen Terminen synchronisiert wurden). Der Herzkönig entschied sich für die sichere Variante und kam viel zu früh an. Um die Zeit vergehen zu lassen, nutzte er diese gefühlte Stunde noch für einen Spaziergang, da entdeckte er an folgendes Monument.

Diese an eine Wand blickenden Köpfe erinnerten den Herzkönig sogleich an seine eigene Schulzeit. Die Pausen in der Volksschule verbrachte er in regelmäßigen Abständen am Gang, mit dem Kopf gegen die Wand schauend. An manchen Tagen verbrachte gefühlsmäßig die gesamte männliche Schuljugend die großen Pausen in dieser Blickrichtung. Die Volksschule hatte ja einen entsprechend langen Gang. Im Unterricht selbst hatten es die Lehrerinnen etwas schwieriger, denn da standen ja nur vier Ecken für maximal vier Rabauken zur Verfügung.  Somit war das an der Wand stehen im Unterricht nicht so statisch wie das in der Pause, es folgte nämlich einem gewissen Rotationsprinzip. Wenn der Herzkönig in dieser Volksschulzeit etwas gelernt hat, dann die Kunst der Diplomatie. Anders ausgedrückt ließ er sich ab der Hauptschule nicht mehr so leicht erwischen.

Langer Rede kurzer Sinn und damit auch zur Frage des Tages: in welcher Stadt und wo befindet sich denn dieses – vermutlich allen schlimmen Schülern wie mir – gewidmetes Denkmal? Zu gewinnen gibt es die Antwort, die höchstselbst von der königlichen Amtskanzlei (jessasnablog@gmail.com) gegeben wird.