Jüngst las der Herzkönig eine Kolumne im Kurier, die sich mit der Auslagerung von Dienstleistungen durch Unternehmen beschäftigt. Es gab ja immer schon Mahner, die das Geldabheben am Bankomaten bzw. das Überweisen am Automaten, kritisch sahen. Der Kunde nehme dem Unternehmen die eigentliche Arbeit ab, so der Tenor. Und der Kunde müsse sich an den unflexiblen Automaten ärgern, etwa wenn etwas nicht so gleich funktioniert.
Umgekehrt funktioniert aber auch nicht immer alles so einfach. Der Herzkönig hat etwa die Bankgeschäfte einer Oma im Pensionistenheim erledigt. Nebenbei muss dazu gesagt werden, dass der Herzkönig im Herzen eigentlich Steuerberater oder Finanzjongleur ist. Vor langer langer Zeit hatte schon in der Hauptschule ein Bildungstest ergeben, dass der Herzkönig eine sehr hohe Zahlenaffinität habe und man ihm deshalb nahegelegt habe, eine Handelsakademie zu besuchen. Allerdings bezog er sein Halbwissen aus Donald-Duck-Comics (bzw. dem Finanzgenie Dagobert) und Sparefroh-Heften. Es war nur eine Frage der Zeit, bis das aufgeflogen wäre…
Nun zurück zu den Bankgeschäften der Oma: Einmal wollte der Herzkönig für sie in ihrer Bankfiliale erfahren, ob denn die Pension schon am Konto sei, damit er eine größere Überweisung tätigen könne. Er suchte dazu das Gespräch beim Mitarbeiter und siehe da, er bekam – ohne die Oma höchstselbst im Schlepptau zu haben – keinerlei Information, geschweige denn irgendeine brauchbare Auskunft. Das ginge eben „leider“ nicht, weil Bankgeheimnis, Datenschutz, Europarecht oder was auch immer. Grantig war der Herzkönig im Begriff, die Bankfiliale zu verlassen, da musste er an den Automaten vorbeigehen, die er in Rage vollkommen vergessen hatte und siehe da: Bankomatkarte der Oma gezückt und schon hatte er die Kontoauszüge in Händen.
Unklar blieb ihm: warum gibt eine Maschine Auskunft und der Mitarbeiter nicht?
Anderer Schauplatz, die Postautomaten: Der Herzkönig verschickt immer noch Briefe., vorzugsweise an Kollegen, die dankenswerterweise Beiträge Korrektur lesen. Damit denen zumindest kein finanzieller Schaden entsteht, legt er der Sendung ein Kuvert bei, das er mit einer Marke versieht. Als er jüngst am Schalter eine Marke – immerhin im stolzen Wert von 2,70 Euro – erwerben sollte, wurde ihm gesagt, das ginge nicht, man verkaufe nur mehr Marken zu vier Stück im Set. Da der Herzkönig allerdings nur eine einzelne Marke erwerben und sich eben kein „Megapack“ andrehen lassen wollte, verzichtete er auf den weiteren Austausch von Höflichkeiten und dankte dem Postmitarbeiter für seine Kundenfreundlichkeit. Wieder entdeckte der Herzkönig beim Hinausgehen die Automatenfraktion und siehe da, am SB-Automaten war mit ein paar Mal drücken eine einzelne Postmarke zu erwerben. Fast hätte er gleich vier weitere einzelne Marken gekauft, nur um es der Post zu zeigen, was alles möglich wäre…
Unklar blieb ihm: warum kann eine Maschine etwas verkaufen und der Mitarbeiter nicht?
Unklar bleibt auch, ob Unternehmen dies bewusst steuern, denn wer bleibt über, wenn der Automat auf lange Sicht gesehen „mehr“ darf, als der Mitarbeiter?
Ein Kommentar zu „Mensch vs. Maschine“