Einmal im Jahr darf man in Wien an bestimmten Plätzen eine bestimmte Sorte Müll – nämlich die alten Christbäume – einfach so ablegen. Ansonsten sorgt das Wiener Reinhaltegesetz dafür, dass – wenn man es tut und erwischt wird – man auch bestraft wird.
Auch der Herzkönig ist jedes Jahr höchstselbst mit von der Partie, wenn es darum geht, den eigenen Christbaum im nächstgelegenen Park fachgerecht abzulegen. Abzulegen ist jetzt der falsche Begriff, denn der herzkönigliche Christbaum präsentiert sich sogar noch auf dem Christbaumsammelplatz standesgemäß. Bis der Baum schlussendlich entsorgt wird, vergeht im Allgemeinen noch einige Zeit und so kann der Herzkönig mit dem kleinen Prinzen immer wieder nachsehen, ob er denn noch da ist, der gute alte Christbaum. Immerhin hat ihn der Herzkönig so aufgestellt, dass man ihn auch noch von weitem erkennt. Und sollte sich ein anderer Baum auch noch erlaubt haben, sich zu erheben, hat dies der Herzkönig bei seinen Kontrollgängen unverzüglichst unterbunden.
Ansonsten darf in Wien nichts draußen abgestellt werden. Einige halten sich – zur Freude des Herzkönigs und der Herzkönigin – nicht daran. In unmittelbarer Nähe seines Wohnorts gibt es noch ein paar Geheimplätze, an denen immer wieder Sammelsurien zu finden sind. Diese Plätze gibt der Herzkönig an dieser Stelle (und vermutlich auch unter Folter) nicht preis, denn auch ein Schwammerlsucher verrät seine Lieblingsfundorte nicht. Den königlichen Hausrat haben so etwa folgende Fundstücke vergrößert: die Herzkönig erfreut sich an einem Stuhl von Thonet, der kleine Prinz etwa an einer Kugelbahn. Nur für den Herzkönig war bislang noch nichts Passendes dabei. Gestern wäre es fast soweit gewesen, als er am Heimweg eine Kiste entdeckte. Nach einigen Mühen konnte er sie öffnen – die königlichen Leibwächter haben etwas von „Obacht“ und „explosive Höllenmaschine“ gemurmelt – aber das drang im Rausch des Adrenalins zum Herzkönig nicht mehr vor.
Was er vorfand erwärmte sogleich sein Herz, da es sich um eine keine Höllen-, sondern um eine alte Schreibmaschine gehandelt hat. Allerdings befand sich auf den Tastenhebeln keine Tastatur mehr; nur der Klingelton beim Wagenrücklaufhebel erklang wie er auch vor Jahrzehnten geklungen haben wird. Somit hat sie der Herzkönig dort gelassen, in der Hoffnung, dass sich jemand mit handwerklichen Fähigkeiten ihr annimmt.