Neue Landkarten braucht das Land!?

Der Herzkönig freut sich, dass in seinem Land die Digitalisierung fortschreitet. Nach dem Erfolg mit dem digitalen Einkaufserlebnis „Kaufhaus Österreich“ gibt es nun auch neue digitale Landkarten, die sich optisch nur unwesentlich unterscheiden, inhaltlich auch in die Richtung Adresssammlung bzw. Telefonbuch gehen.

Eine solche neue Sammlung stellt beispielsweise eine Korruptionslandkarte dar:

In recht ähnlicher Aufmachung wurde eine Landkarte für oder über den Islam – genauer von islamischen Vereinen und Moscheen – als „Projekt der Universität Wien“ erstellt.

Im Impressum dieser Islam-Landkarte findet sich gleich eine gewaltige Ladung an Verboten:

„Das Produkt und die darin enthaltenen Daten sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte sind der Islamischen Religionspädagogik (Institut für islamisch-theologische Studien) der Universität Wien vorbehalten. Die Vervielfältigung und Verbreitung der Daten sowie deren kommerzielle Nutzung ist ohne deren vorherige schriftliche Zustimmung nicht gestattet. Weiters ist untersagt, die Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung der Islamischen Religionspädagogik (Institut für islamisch-theologische Studien) der Universität Wien ins Internet zu stellen, und zwar auch bei unentgeltlicher Verbreitung.“

Die Schutzwürdigkeit bestimmter Informationen sei dahingestellt, so erfahren wir unter dem Punkt „Aktuelle Aktivitäten“ etwa, dass 2017 im Verein Liga Kultur im April ein Frauen-Programm stattfand: „Sinn und Zweck der Veranstaltung war, den weiblichen Mitgliedern des Vereines die Gelegenheit zu geben, sich einen Nachmittag auszuruhen und mit anderen weiblichen Mitgliedern auszutauschen.“ Die Relevanz dieser Information ist zumindest hinterfragenswert und 2017 als „aktuell“ bezeichnen kann vermutlich nur ein Mittelalterhistoriker. Und, wie passt das zur Intention, „teils frauenverachtende, antisemitische, rassistische oder auch integrationsfeindliche Haltungen und Positionen zu thematisieren„?

Spannender ist allerdings, dass im Impressum der Landkarte die zusammengetragenen Daten als urheberrechtlich geschützt erklärt werden. Um beim selben Verein zu bleiben. Dieser wird hier in die Nähe der Muslimbruderschaft gestellt. Daher wird diese Organisation in der Folge auch historisch beleuchtet. Dieser Text auf der 2021 veröffentlichten Landkarte basiert auf vielen Quellen aus dem Jahr 2017, ergänzt durch einige Links aus 2021. Damit lässt sich wohl auch erklären, warum das thematisierte Frauenprogramm 2017 noch immer aktuell ist.

Und beim „geschichtlichen Abriss“ sei auf ein Problem, nämlich auf die Übernahme von fremden Gedankengut hingewiesen. Ein schneller Blick auf den Inhalt lässt beispielsweise einen Textbaustein erkennen, der fast ident auch auf der Seite des Integrationsfonds zu finden ist. Nämlich in einem Bericht über die Rolle der Moschee im Integrationsprozess von Heiko Heinisch und Imet Memedi aus dem Jahr 2017 auf der Seite 55.

Links findet sich der Text auf der Islamlandkarte, rechts beim Integrationsfonds, ein Verweis auf den älteren Text fehlt.

Bei Copy-Paste-Arbeiten übernimmt man in der Regel auch gleich die Fußnoten. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Fußnote 34 (Integrationsfonds) mit der Fußnote 9 (Islamlandkarte) fast – im Integrationsfonds wird aus der Frau Lübben eine Frau Lubben – übereinstimmt. Sie verweisen auf die Seite 4 einer Arbeit von Julius Dihstelhoff und Ivesa Lübben über die Internationale Organisation der Muslimbruderschaft und ihr Ableger in Deutschland aus dem Jahr 2016 mit Stand 2014:

Es wäre schön, wenn die Betreiber der Islam-Landkarte einen Grundsatz im Bereich wissenschaftliches Arbeiten („Eine zulässige Weiterverwendung ist jedenfalls nur mit korrekter Quellenangabe des in der Publikation genannten Urhebers gestattet.“) auch in ihrer eigenen Arbeit anwenden würden. Und übrigens, der Herzkönig hat vorher keine schriftliche Zustimmung eingeholt.

Nachsatz: es gibt aber auch sinnvolle Landkarten, mit denen auch tatsächlich weiteren Forschungsaktivitäten geholfen ist, wie jene der „vergessenen Lager der NS-Zeit„, bzw. die dazugehörige Liste.

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